100 Tage oder so im Amt…
„Wäre das nicht eine witzige Idee, wenn du ein Statement abgeben würdest, zu deinen ersten 100 Tagen im Amt als neue JOMA-Chefin?“ fragte mich kürzlich eine Mitarbeiterin. Naja, kürzlich ist in diesem Fall vielleicht der falsche Begriff. Februar trifft es wohl eher.
„Tolle Idee!“ dachte ich mir, machte mir eine Notiz auf meiner To-Do Liste und arbeitete weiter. Und weiter. Und weiter. Kennen Sie den Unterschied zwischen Wichtig und Dringend? Naja, mir erschien der Artikel zu diesem Zeitpunkt wohl weder das eine noch das andere (sorry lieber Leser), sonst hätte ich ihn wohl gleich terminiert. Oder erledigt.
Die Zeit vergeht wie im Fluge und schon ist Mai. Die hundert Tage... naja, Sie können ja selbst rechnen. Ursprünglich war die 100-Tage-Frist übrigens eine Art „Stillhalteabkommen“ zwischen Politik und Presse, eingeführt durch den amerikanischen Präsidenten Franklin D.Roosevelt. Er bat um eine „Schonfrist“, da er während der Weltwirtschaftskrise sein Amt antrat und wohl erstmal etwas aufräumen wollte.
Und wie sieht’s denn jetzt aus mit meinem Résumé? Nun…
(Hier habe ich erstmal einige Tage Pause gemacht, es gab viel zu tun. Dringendes. Und auch ein paar wichtige Dinge. Und solche, die beides waren.)
Nun eben. Die Arbeit geht nicht aus. Schliesslich haben wir dieses Jahr auch noch
40 Jahre Jubiläum, wir machen unsere gesamte Ausstellung neu und stellen weitere Mitarbeiter an. Dafür muss unser Büro hier umgestellt werden, also teilweise neu geplant und neu aufgeteilt. Ach ja, haben wir eigentlich genügend LAN-Anschlüsse? Unser eigenes Büro, also das von meinem Mann und mir, das steht inzwischen… mehr oder weniger. Das mit dem Schall haben wir noch nicht komplett im Griff. Dabei sitzen wir ja eigentlich an der Quelle und haben auch schon einen Plan wie wir es angehen. Aber alles andere ist halt immer wichtiger.
(Nochmals eine Pause. Genauer gesagt eine Woche Ferien und dann erstmal abarbeiten was reingekommen ist.)
Huch, die Zeit rast ja geradezu! Wir bringen gerade unsere Leuwico CHF-Preislisten auf den neusten Stand, damit wir alle die schönen neuen Materialien wie Bambus und Beton Optik entsprechend darin vertreten haben. Die Renovationsarbeiten im Showroom gehen voran, wir hatten aber beim Umbau der Decke noch Probleme mit Wasser, welches anscheinend früher mal ins Zwischendach gesickert war und nun zum Vorschein kam.
Kennen Sie den? „Es gibt zwei Arten von Flachdächern. Die undichten und die, die es noch werden.“ Höhöhö… Ich habe ihn inzwischen zur Genüge gehört. Glauben Sie mir.
Ich bin zugedeckt bis zum Hals mit Arbeit, ich schwimme darin. Ich gehe auf Kundenbesuche, schreibe Einarbeitungspläne, organisiere Apéros in unserer Ausstellung, mache die Bestellungen für die neue Ausstellung, prüfe und überarbeite Listen und Vorlagen, löse Probleme und kämpfe an gegen eine mächtige Flut an E-Mails (wann ist endlich Ebbe?). Aber das macht nix, im Gegenteil, ich habe richtig Spass dabei! Wirklich. Wenn Sie mein Gesicht jetzt sehen würden, würden Sie mir glauben, dass ich wirklich Spass habe. :-D Meistens jedenfalls. Das mit dem Wasser in der Ausstellung war weniger witzig. Aber nach den letzten Regentagen scheint, dass wir auch dieses Problem in den Griff bekommen haben (auf Holz klopfen und schauen ob’s plätschert).
(Frei übersetzt durch die Autorin: Wenn es dunkel ist um dich herum, magst du vielleicht denken, dass du begraben wurdest. Vielleicht wurdest du auch einfach gepflanzt. Also blühe.)
Es macht auch Spass weil mein Mann und ich uns immer noch einbilden, dass es irgendwann wieder ruhiger wird (ich hoffe sehr, dass Sie jetzt nicht aus vollem Halse lachen, bei mir löst das nämlich höchstens ein nervöses Kichern aus). Schliesslich ist jetzt auch einfach ganz viel Change angesagt. Die neue Generation verändert halt immer vieles, bringt neue Ideen und Impulse. Das bedeutet auch Unruhe, für das gesamte Team.
Was mich zum nächsten Punkt bringt. Es macht nämlich vor allem auch deswegen Spass, weil wir einfach tolle Leute im Team haben. Weil das JOMA Team zusammen hält, weil wir alle vorwärts schauen und gemeinsam in dieselbe Richtung marschieren. Weil mein Mann und ich bedenkenlos eine Woche Urlaub nehmen können, ohne jeden Tag 15 Mal die Mails zu checken. Weil wir vertrauen können und wissen, dass der Laden auch ohne uns läuft. Und wenn es brennt, dann rufen sie schon an.
Unter uns: Wollen Sie wissen, wie oft ich in meinen letzten Ferien meine Mails gecheckt habe? Ja? Kein einziges Mal. Das ist die Wahrheit. Die entspannende Wahrheit.
Übrigens, nochmals zum Thema Veränderung: Ich habe mich anfangs schwer damit getan, Veränderungen einzuleiten, da ich nicht wollte, dass mein Vater oder das Team oder irgendjemand denkt, ich würde das nicht schätzen, was vorher war. Aber meiner Meinung nach bedeutet Veränderung genau das: dass man wertschätzt, was zuvor getan wurde, dass man es bewahren und weiter wachsen lassen möchte. Ansonsten würden wir ja nicht die ganze Zeit und Energie investieren, so wie wir es aktuell tun. Was wir tun, tun wir, weil wir daran glauben und es lieben.
So viel also zu meinen 100+ Tagen im Amt. Lovin‘ it.
Kommentare
….und falls es eines Tages keinen Spass mehr macht; wechsle einfach auf Kolumnistin. Ganz toll geschrieben
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