Stehhilfen: Sinn oder Unsinn?

Es kommen immer mehr Stehhilfen auf den Markt. Natürlich erhöhen Sie - laut jeweiligem Hersteller- die Leistungsfähigkeit und Ausdauer, sind gesund und ergonomisch. Nachdem es Jahrzehnte gedauert hat, uns Büromenschen und unsere Chef davon zu überzeugen, dass gelegentliches Stehen bei der Bildschirmarbeit jede Menge positive Effekte zeitigt, sollen wir uns – kaum dass wir uns jetzt an unserem hippen Sitz-/Stehtisch stellen, gleich wieder hinsetzen – auf eine Stehhilfe.

So sieht das Ende des Dauersitzens zunächst mal nicht aus. Ist das Ganze also nur gedacht, um den Büromöbelkonsum anzuheizen oder kann man den Dingern auch einen Sinn abringen?

Hier ein Versuch: Dieses Sitzen mit Stehhilfe hat gegenüber dem reinen Sitzen sicher einige Vorteile: das Fehlen einer Rückenlehne animiert den Benutzer zu einer ausbalancierten, aufrechten Wirbelsäulenhaltung. Dazu wird u.a. die Bauchmuskulatur benötigt, die beim Dauersitzen mangels Betätigung gern erschlafft und die Entwicklung eines Büroarbeiter-typischen Sitzbauches begünstigt. Das Hauptgewicht liegt bei jener zwitterhaften Arbeitshaltung zwischen Sitzen und Stehen auf den Füssen. Durch wechselnde Belastungen der Fuss- und Beinmuskulatur und Fusssohlenreflexe kommt dabei die Venenpumpe in Gang, die Blutzirkulation wird angeregt. Eine gängige Faustregel verbreitet folgende Empfehlung für wechselnde Körperhaltungen im Büro: 60 Prozent sitzen, 30 Prozent stehen und 10 Prozent gehen.

Man könnte diese drei Körperhaltungen von mir aus also um eine vierte Haltung – das Stitzen – erweitern und meine modifizierte Faustregel lautet: 55 Prozent sitzen, 25 Prozent stehen, 10 Prozent stitzen und 10 Prozent gehen. Wie hoch der Prozentsatz der Menschen ist, die Lust, Platz und Budget haben, zu ihrem Bürodrehstuhl zusätzlich die Zwischenlösung Stehhilfe vor den Schreibtisch zu stellen, wage ich nicht zu prognostizieren. In meinem Büromöbel – Set findet sich so ein Ding, steht allerdings zu gefühlten 95 Prozent nur rum…

Kommentare

Danke für den Kommentar bimos! Das Beschaffen der gesunden Büromöbel ist erst der Anfang. Sie regelmässig zu nutzen (Höhe anpassen, Haltungswechsel einnehmen etc.) muss man sich erst "antrainieren". Mit der Zeit geht dass aber wie von selbst! Unsere Handschnellverstellung macht übrigens die Höhenanpassung des Steh-/Sitztisches blitzschnell, leise und unkompliziert möglich!

Es stimmt, dass es schwierig ist, eine Stehhilfe in den Büroalltag zu integrieren – einfach, weil man beim konzentrierten Arbeiten nicht bedenkt, dass man zwischendurch wechseln sollte. Hinzu kommt ja auch, dass man den Tisch wieder anpassen muss. Es ist einfach bequemer, sitzen zu bleiben und sich nur zwischendurch beim Kaffeeholen die Beine zu vertreten. Leider! Denn sinnvoll wäre es aus gesundheitlicher Sicht auf jeden Fall, die Stehhilfe zu integrieren und eine weitere Haltung einnehmen zu können. Am Arbeitsplatz hängt das ja aber vor allem vom Chef ab – niemand kauft sich eine Stehhilfe samt höhenverstellbarem Tisch für den Platz im Büro.

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