Der Totengräber - Gruselstory Part 3

Es ist Halloween und Tom hat sich dazu entschlossen, zuhause zu bleiben. Letztes Jahr war da der grausame Schrank im Büro und das Jahr zuvor dieser komische Traum, der kein Traum war. Tom sitzt also dieses Jahr zuhause, lümmelt bedrückt auf seinem sicheren Sofa, streichelt seine Hündin «Bella» und starrt auf die Wanduhr. Tick… Tick… Tick… Tom ist alleine zuhause. Seine Kinder sammeln draussen Süsses und seine Frau kommt erst in einer Stunde von der Arbeit nach Hause. Tick… Tick… Tick… Tom ist nervös, denn er weiss, dass etwas passieren wird. Wie jedes Jahr. So sehr er dem auch entkommen will. Tick… Tick… Tick… Die Geister finden ihn. Immer. Überall. Tick… Tick… Tick… Es ist nur eine Frage der Zeit.

Tom reicht's! Entschlossen steht er vom Sofa auf. Wenn er schon Opfer der Geisterwelt werden wird, dann sollen sie ihn doch holen. Er weiss auch genau, wo er sie finden kann. Hauptsache er kann es hinter sich bringen. Er pfeift: "Bella, lass uns Gassi gehen. Wir gehen zum Friedhof!"

Die Beiden stapfen also los durch den Nebel. Tom tritt missmutig einige rotgelbe Blätter zur Seite. Er murmelt: "Blöde Halloweengeister! Sollen sie doch kommen!" Er ist angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Dieses Warten und dieses unruhige Kribbeln sind nicht auszuhalten. Doch da muss er jetzt durch. Mitten in die Höhle des Löwen. Doch dieses Jahr, das schwört er sich, findet das Spektakel zu seinen Konditionen statt. Dieses Mal bestimmt er die Umstände. Immerhin hat er seine Hündin dabei, vielleicht beschützt sie ihn ja.

Da ist der Friedhof. Nur 10 Minuten von seiner Wohnung entfernt, liegt er mystisch vor ihm. Der Nebel verwandelt alles in eine traumartige Realität und die dumpfen Lichter lassen ihn die Umrisse der Grabsteine erkennen. Und da, ist noch etwas Anderes… ein Wesen! Tom's Puls beschleunigt sich, er kriegt eine Gänsehaut. Haben ihn die Geister schon gefunden?

Kchchcht, kchchcht, kchchcht… Es ertönt ein kratziges Geräusch. Tom wird es eiskalt. Aber, was ist das? Musik? Fröhliche Musik? Erst jetzt erkennt Tom was er sieht. Es ist kein Wesen, es ist ein Gräber. Ein Totengräber. Ein normaler Mensch also, der leise Radio hört. Das kratzige Geräusch kommt von seiner Schaufel, die regelmässig Erde aus dem Grab aushebt. Was für eine Erleichterung, nicht alleine zu sein.

Plötzlich hält der Gräber inne. Sein Blick wandert ohne Umschweife direkt zu Tom und er schaut ihm mitten in die Augen. Tom erstarrt. Kalt und starr blickt der Gräber ihn an. Seine Augen sind wie die Augen eines Toten. Wieder läuft es Tom kalt den Rücken herunter. Was für eine blöde Idee, hierher zu kommen. Tom's rebellischer Mut ist verflogen. Nach ein paar Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkommen, wendet Tom sich ab und geht in die Richtung zurück, woher er gekommen ist. Kchchcht…. Kchchcht… Der Gräber gräbt weiter. Tom atmet auf. Doch etwas hält ihn zurück. Bella's Leine! Sie ist gespannt, die Hündin macht keinen Wank und knurrt in die Richtung des Mannes. Ein tiefes, bedrohliches Knurren. Sonst ist Bella immer ruhig und lieb. Tom nimmt all seinen Mut zusammen und folgt ihrem Blick.

Der Mann ist verschwunden.

Kchchcht… Kchchcht…. Kchchcht…

Die Geräusche bleiben. "Jetzt nur nicht durchdrehen", denkt sich Tom. Die Grube ist schon tief, vielleicht ist der Gräber nur etwas weiter hineingestiegen, und er kann ihn nicht mehr sehen? Tom kann nicht anders als nachzusehen. Auch wenn sich jeder seiner Schritte wie Blei anfühlt und sein Körper so sehr zittert, dass er kaum einen Fuss vor den anderen bewegen kann. Er kommt der Grube näher.

Noch näher.

Noch näher.

Die Musik im Radio wird lauter und lauter, das Kratzgeräusch ebenfalls, bis es plötzlich aufhört. Stille. Herzklopfen. Das Radio knackst. "Krrrrr krrrrrrr kkkrrrrrrrr… Sie sind hier…" ertönt eine heisere Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. Tom steht jetzt am Grab. Da ist kein Totengräber drin. Sein Blick wandert zum Grabstein. Darauf steht sein Name.

Tom verliert keine Sekunde. Er dreht sich um und rennt los. Sein Mut ist nun definitiv verflogen. Hündin Bella rennt mit ihm. Rasend schnell ist er zuhause. Er reisst die Eingangstür auf, rennt die Treppe hoch, schliesst die Haustüre auf und kommt schwer atmend und zitternd in seinem sicheren Zuhause an. "Wo zur Hölle warst du? Und was ist passiert?!" Tom's Frau blickt ihn geschockt an. "Wieso bist du denn schon zuhause?" fragt der verwirrte Tom zurück. "Du bist gut. Kommst hier drei Stunden nach mir nach Hause, bist verschwitzt, zitterst und stellst MIR die Frage wieso ich zuhause bin?" Drei Stunden… Tom war mindestens drei Stunden weg…

Was wohl nächstes Jahr passiert?

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