Die Zukunft des Büros
Nachdem ich unlängst gelernt habe, dass ich die Zukunft der Weltwirtschaft beruhigt in die Hände von Obama, Merkel, Putin & Co legen kann, stellt sich mir vor allem eine Frage: Wohin entwickelt sich das Büro?
Dr. Martin Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) wirft einen griffigen Begriff in die an griffigen Begriffen nicht arme Begriffswelt der Büroplaner:
Das polare Büro.
Damit sind keine Verwaltungsfilialen in abgeschmolzenen Polregionen gemeint, sondern eine Büroform, die wichtige Erkenntnisse zur Natur des Büromenschen und seiner Aufgaben berücksichtigt. Im Prinzip halte ich das für eine Super-Idee. Und so völlig neu!
Spass beiseite, Studien belegen: die geistigen Anforderungen an uns Büroarbeiter wachsen. Stupide einfache Büroarbeiten werden weniger. Die Aufgaben an Organisation, Management, Planung und Beratung werden anspruchsvoller und verlangen eine immer höhere Qualifikation für komplexe Sachbearbeitung mit und ohne Führungsaufgaben.
Und hier die neuen Erkenntnisse::
Niemand kann 8 Stunden lang konzentriert arbeiten!
Das ganze menschliche Leben ist polar strukturiert und pendelt zwischen Aktivität und Ruhe, Ein- und Ausatmen, Systole und Diastole.
Gesundheit und Handlungsfähigkeit ist unser Vermögen, polare Tendenzen erfolgreich auszubalancieren. Polare Prozesse bestimmen auch die Büroarbeit. Unsere Aktivität folgt dem polaren Prinzip: Leistung und Erholung bedingen sich wechselseitig. Es gilt, Leistungshochs clever zu nutzen und Erholungsphasen zu respektieren.
Nur, woher weiss ich genau wann ich in Topform bin und wann ich es mit dem Nachdenken lieber gleich ganz sein lasse? Auch zur Büromenschen-Chronobiologie gibt es selbstverständlich Studien satt:
Die meisten Büromenschen haben demnach ihre kreativste Zeit zwischen 10:00 und 11:00 Uhr und eine deutliche Spannkraftdelle zwischen 13:00 – 14:00 Uhr. Zwischen 15:00 und 17:00 Uhr erleben wir wieder eine höhere geistige Leistungsfähigkeit, zwischen 17:00-19:00 Uhr haben wir viel Energie für körperliche Leistungen (Fitnesstraining), ab 19:00 geht’s Uhr konsequent und steil abwärts.
Das sind die durchschnittlichen Werte für den durchschnittlichen Büromenschen. Aber wer er will schon immer durchschnittlich sein? Ich behaupte mal, ich hatte einige der brilliantesten und weitreichendsten Ideen meines Berufslebens zwischen 2:30 und 3:00 Uhr nachts. Und in der Folge mussten meine Kunden und Geschäftspartner die temporäre Spannkraftdelle bis morgens so gegen 10:30 Uhr respektieren. Haben sie auch.
Wir lernen: Das “erfolgreiche Büro” der Zukunft ist also polar strukturiert. Durch Zonen für Arbeit, Kommunikation und Bewegung macht es sowohl zwischenmenschlichen Austausch wie konzentrationsförderlichen Rückzug möglich.
Hört sich gut an.
Wir wissen bereits: Bildschirmarbeit und Bewegung schliessen sich nicht völlig aus. Ein ergonomischer Steh-Sitz-Tisch, ein brauchbarer Stuhl und etwas Bewegungsbewusstsein helfen uns heute schon dabei, “Leistungshochs clever zu nutzen und Erholungsphasen zu respektieren”. Mein Tipp: nehmen Sie sich mal eine Stunde Zeit und besuchen den Showroom eines gut sortierten Büromöbel – Händlers und probieren Sie so ein Ding mal aus.
Ich kenne ein Büro, in dem jeden Tag so gegen 17:30 Uhr solch ein höhenverstellbarer Bildschirmarbeitsplatz auf die so genannte “Thekenhöhe” gefahren wird, darauf einige Bier gestellt und von den Mitarbeitern gleich im Anschluss verköstigt werden. Der Chef “respektiert” diese “Erholungssphase” nach getaner Arbeit nicht nur, er hat sie initiert und steht mit einem Bier in der Hand dabei…
Habe ich hier die Zukunft des Büros gesehen?
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