Die Zukunft ist heute: Trends im Büro

Desksharing, Digitalisierung der Arbeitswelt, Coworking, Paperless Office, Enterprise Collaboration… Fast täglich hören wir von neuen Bürotrends und wie sie unsere Art zu Arbeiten revolutionieren werden. Doch was steckt wirklich dahinter? Machen diese Modewörter einfach viel Wind um nichts oder steckt da doch etwas dahinter? Ein Blick hinter die Büro-Trend Kulissen.

Desksharing

Unsere Freunde von Wikipedia definieren Desksharing so: „…eine Organisationsform, bei der innerhalb einer Organisationseinheit (Unternehmen, Hauptabteilung, Abteilung) weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter existieren. Die Mitarbeiter können „ihren“ Arbeitsplatz täglich frei wählen.“

Können oder müssen? Das kommt ganz auf die Unternehmenskultur und das Arbeitsmodell an. Was sich für das eine Unternehmen sehr gut eignet, kann für das nächste verheerende Auswirkungen auf Mitarbeitermotivation und –produktivität haben. Frei nach dem Motto „ich packe meinen Rucksack“ rollt man jeden Morgen seinen persönlichen Caddy an den bevorzugten Arbeitsplatz (oder an den, der noch frei ist) und packt seine sieben Sachen am Abend dann brav wieder zusammen. Hier gilt die clean desk policy: der Schreibtisch ist am Abend sauber und abgeräumt, sämtliche Spuren persönlicher Nutzung sind verschwunden.

Und was bringt es nun, das Tischeteilen? Es werden höhere Flächeneffizienz im Bürogebäude, tiefere Infrastrukturkosten und flexiblere, der Aufgabe angepasste Gestaltungskonzepte bejubelt. Demgegenüber steht der Mitarbeitende, der mit dem Verlust an Privatsphäre oft zu kämpfen hat. Diese „Heimatlosigkeit“ kann auch zum Verlust der Identifizierung mit der Firma führen. Ich sage nur: my desk is my castle.

Für wen ist Desksharing denn eine praktikable Lösung? Voraussetzung ist, dass die Büroarbeitsplätze nicht dauernd, bzw. dass nicht immer alle Arbeitsplätze besetzt sind. Dies ist oft bei Aussendienstmitarbeitenden, Consultants oder anderen Mitarbeitenden mit hoher Reisetätigkeit der Fall. Sie brauchen keinen fixen Schreibtisch, da sie sowieso nur 1-2 Tage pro Woche im Büro sind. So gibt es zahlreiche Grossfirmen, die dieses Modell erfolgreich für sich anwenden. Wichtig ist dabei einfach, die Betroffenen in den Prozess miteinzubeziehen, nur dann kann Desksharing Erfolg haben. Das Zauberwort heisst „Change Management“, wenn wir schon bei den angelsächsischen Modebegriffen sind.

Coworking

Barcelona, London, New York – was in diesen Weltstädten mit klingenden Namen schon lange zum guten Ton der modernen Arbeitswelt dazugehört, wird auch bei den Schweizer Büromenschen immer beliebter. Coworking ist sozialer als Home Office, günstiger als Business Center und trendiger als jedes andere Bürokonzept. Was macht Coworking denn so sexy? Es ist wohl die Mischung aus Unabhängigkeit, Vernetzungsmöglichkeiten und Ausbruch aus dem starren Bürosystem, was immer mehr Wissensarbeiter zu Coworkern mutieren lässt. Gerade bei Start-ups, Freiberuflern und Pendlern liegen Coworking Spaces gross im Trend. Sie bieten eine Plattform zur Begegnung und Vernetzung mit Gleich- und Andersdenkenden, was wiederum zu neuen Ideen, Geschäftsbeziehungen und manchmal sogar Freundschaften führt. Die ungezwungene, lockere Stimmung ist für viele ein Plus, quasi das „home away from home“. Gerade Leuten, die im Home Office arbeiten, fällt vielleicht irgendwann mal die Decke auf den Kopf. Da tut ein bisschen sozialer Austausch in Wohnzimmeratmosphäre ganz gut.

Mehr als 100'000 Menschen arbeiten weltweit in über 3000 Coworking Spaces. Hätten Sie das gedacht? Seinen Ursprung hat diese neue Arbeitsform in Kalifornien - wo sonst?

Klar ist auch Coworking nicht für jeden gemacht. Das Konzept mit seiner „shared economy“-Philosophie zieht zwar die verschiedensten Menschen an, doch nicht jeder kann dort auch konzentriert und effizient arbeiten. Mit dem Gemeinschaftsgeist der oft herrscht, quasi ein Arbeiten unter Freunden, kommt eben nicht jeder klar. Dazu kommen natürlich die Kosten. Zuhause arbeiten ist sicherlich günstiger, wenn die Infrastruktur schon besteht. Doch locken viele solcher Spaces mit attraktiven, durchaus erschwinglichen Angeboten. Wireless Internet, Schreibtisch oder gar Sitz-/Stehtisch nach Wahl und meist guter Kaffee sind hier inbegriffen. Lokale sind inzwischen in jeder grösseren Stadt der Schweiz vertreten. Wieso nicht mal einen Tag Coworking im Gemeinschaftsbüro Ihrer Wahl ausprobieren?

Enterprise Collaboration

Wer benutzt sie heute nicht, Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Xing und Co.? Fast jeder hat irgendwo ein Konto, deren Anzahl scheint mit abnehmendem Alter der Nutzer exponentiell zuzunehmen. Social Networks sind intuitiv zu bedienen und bergen ein gewisses Suchtpotenzial. Unternehmen haben die Vorzüge solcher Netzwerke für sich entdeckt und nutzen den Spiel- und Entdeckungstrieb ihrer Mitarbeitenden, indem sie vermehrt Kommunikation über firmeneigene soziale Netzwerke laufen lassen. Doch mit ein bisschen Chatten hat das schon lange nichts mehr zu tun: es wird vernetzt, Wissen wird ausgetauscht und Dokumente geteilt, Ideen werden entwickelt und Projekte organisiert. Mitarbeitende, die sich sonst nicht kennen und niemals getroffen haben, treten in Kontakt und tauschen sich über Gemeinsamkeiten aus, vorzugsweise arbeitstechnischer Natur. Die internationale Grossfirma wird plötzlich kleiner, man rückt näher zusammen – digital eben. Auch Hierarchien werden so flacher, jeder kann jeden kontaktieren. Enterprise Collaboration hat ein riesiges Potenzial für die Unternehmen und wir stehen erst am Anfang dieser Reise.

Ob es die persönliche Begegnung jemals ersetzen wird? Ich hoffe nicht! Dafür sind wir Menschen doch viel zu kontaktbedürftig. So ein persönliches Gespräch, eins zu eins, mit einem echten Menschen als Gegenüber wird wohl nie aussterben. Was meinen Sie? (Wir können diese Fragestellung auch gerne bei uns in der JOMA in Aadorf diskutieren, so eins zu eins, bei einem Kaffee…)

Egal welcher Trend sich jetzt durchsetzt oder nicht, eines ist schon heute Tatsache: die Vermischung von Arbeit und Freizeit ist unaufhaltsam, die Linie, die diese beiden Bereiche trennt, verschwimmt mehr und mehr. Verantwortlich dafür ist die zunehmende Digitalisierung unserer Welt, die uns jederzeit und überall erreichbar macht. Chance oder Gefahr? Wie Sie das sehen, lieber Leser, ist Ihnen freigestellt. Ich für mich habe beschlossen, nicht mehr von meiner Work-Life-Balance zusprechen, sondern von meiner Life-Balance. Schliesslich bin ich ein- und dieselbe Person, ob ich nun an meinem Schreibtisch sitze und einen Blogartikel schreibe, Kunden berate oder Zuhause mit meiner Familie den Feierabend geniesse.

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