Empowerment am Büroarbeitsplatz. Warum du es brauchst.

Als Selbstverteidigungstrainerin und Kampfsportlerin liegt mir das Thema «Empowerment» sehr am Herzen. Als Ergonomiecoach bin ich erstaunt, wie oft mir dieses Thema im Büroalltag begegnet und wie wir die eigenen Bedürfnisse ganz gerne mal hintanstellen. Das kann im Büroalltag langfristig sogar gesundheitliche Schäden hervorrufen.

Was bedeutet «Empowerment»?

«Empowerment» bedeutet seine innere Power, seine innere Kraft zu entdecken und sich selbstbewusst zu leben. Das Gegenteil von «Empowerment» wäre wohl zu sehr in der Opferrolle zu verharren, sich nicht wertvoll zu fühlen oder auch sich einschüchtern zu lassen oder die eigenen Bedürfnisse zu ignorieren auf Kosten «des Friedens». Menschen, die diese Eigenschaften haben, laufen Gefahr, eher Opfer von Mobbing, Übergriffen oder Attacken zu werden. Selbstsichere und stark wirkende Menschen hingegen, das wissen wir aus der Gewaltprävention, werden seltener als Opfer ausgesucht.

Wir alle profitieren von Empowerment

Ich wage zu behaupten, die meisten Menschen liegen zwischen den beiden Extremen. Nicht gerade verschüchtert und nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzend. Dabei würde etwas mehr Selbstsicherheit vielen von uns guttun. Denn wer aus Freundlichkeit die eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu wenig kommuniziert, kann schnell mal übergangen oder nicht ernst genommen werden.
Was das auf der Strasse heisst, ist klar. Hier kann es schnell gefährlich werden. Was aber heisst das fürs Büro?

Ja nicht auffallen

Auch im Büro kann es gefährlich werden. Nicht schnell, sondern langsam. Denn wenn wir uns die leider zahlreichen Resultate von anfangs noch harmlosen «Bürokrankheiten» anschauen – Rückenschmerzen, Migräne, Herz-Kreislaufbeschwerden, Schlafprobleme, Muskelverspannungen etc. – wird schnell klar, dass wir etwas unternehmen müssen, BEVOR es zu spät ist. Denn Langzeitfolgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Übergewicht etc. werden durch einen inaktiven Alltag begünstigt.

Und auch wenn wir auch im Büro Opfer von Mobbing oder Übergriffen etc. werden können, möchte hier auf etwas anderes eingehen, was ich am Anfang erwähnt habe – das Hintanstellen eigener Bedürfnisse. Wir sind nämlich irgendwie so konditioniert worden, uns in der Gesellschaft lieber still und unauffällig zu verhalten.

Wenn wir aber von Gesundheit im Büro reden, meinen wir vor allem: Bewegung, Bewegung und noch mal Bewegung. Denn nichts auf der Welt hält den Körper so gesund wie ein regelmässiger Haltungswechsel und eine gesunde Portion leichter Anstrengung. Das heisst in der Praxis: Den Bürostuhl, Bildschirm und Tisch auf sich einstellen, auch mal stehend arbeiten, im Gehen Meetings abhalten, zu Fuss zum Kollegen statt E-Mail, sich ab und zu mal durchstrecken etc. – Bewegung einbauen halt. Und eben quasi das Gegenteil von «nicht auffallen» im sonst eher stillen Büroalltag.

Die Realität

«Ich kann doch nicht im Stuhl herumfläzen, was denkt denn der Chef?»
«Ich kann doch hier nicht so herumturnen!»
«Was sollen die anderen denken, wenn ich mich im Büro strecke?»
«Bildschirm auf mich einstellen? Kann der nicht kaputt gehen?»

All diese Aussagen kenn ich aus meiner Tätigkeit als Ergonoiecoach. Nicht selten werden Bewegungstipps quittiert mit einem müden Schmunzeln. Wenn ich darauf beharre, verwandelt sich dieses oft in ein leichtes Entsetzen. In einem stillen Raum voller sitzender Mitarbeitenden will niemand derjenige sein, der den Tisch als einziger mit einem laut hörbaren «brrrrrrr…» nach oben stellt oder sich mal so richtig durchstreckt, bis das T-Shirt den Bauch frei gibt. (Übrigens gibt es auch Tische mit Handschnellverstellung, die du leise und ultraschnell hochfahren kannst.) Ich kann das Entsetzen nachvollziehen. Es ist nicht angenehm, auf diese Weise im Mittelpunkt zu stehen. Aber wir versuchen manchmal so sehr anderen nicht auf die Zehen zu treten, dass wir unsere Bedürfnisse zu wenig ernst nehmen. Und je weniger wir auf unseren Körper hören und uns bewegen, desto heftiger werden uns die Bürokrankheiten einholen.

Erobere deinen Arbeitsplatz!

Bürokrankheiten sind nicht so harmlos wie lange gedacht. Ein inaktiver Lebensstil senkt unsere Lebensqualität massiv und kann mit der Zeit lebensgefährlich werden. Es liegt an uns selbst, unsere Gesundheit in die Hand zu nehmen. Das ist nicht immer ganz einfach umzusetzen, wenn die Kollegen und Kolleginnen eher Bewegungsmuffel sind. Tatsache ist jedoch: Regelmässige Bewegung und ein gut auf sich eingestellter Arbeitsplatz sind die einzigen Mittel, wenn wir frei von Beschwerden bleiben wollen. Frei nach dem Motto: Erobere deinen Arbeitsplatz.

 

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