Erwin, der hässliche Kürbis - Eine Herbstgeschichte
Es war Ende April, die Wetterbedingungen ideal – es regnete nicht – es war Zeit für die Aussaat der Samen. Nach einigen Wochen sah man kleine Pflanzen und kurze Zeit später konnten die Spaziergänger bereits erkennen, dass es sich bei den Früchten um Kürbisse handelte. Und einer sah jetzt schon anders aus als alle Anderen. Er stach hervor in Form und Farbe. Er war fleckig, warzig und schon ziemlich hässlich anzuschauen. Das war Erwin.
Getuschel
Die Kürbisse wuchsen und gediehen. Die vielen Farben konnte man schon von weitem sehen. Eines Tages aber, es war schon Mitte August, begann eine Gruppe Kürbisse zu tuscheln: "Habt ihr den da drüben gesehen? Richtig unappetitlich sieht er aus! Den will sicher niemand, nicht einmal als Suppe!" Erwin merkte, dass er damit gemeint war. Was stimmte denn nicht mit ihm? Er hatte sich bis jetzt nie Gedanken über sein Äusseres gemacht. Sie waren doch alle Kürbisse oder nicht? Die Wochen vergingen und das Lästern ging weiter. Erwin wurde nachdenklich. Was, wenn die Anderen recht hatten und ihn niemand essen, geschweige denn prächtig schnitzen würde und er keine Kerze als Beleuchtung tragen durfte? Er versuchte tapfer zu bleiben und sich nicht entmutigen zu lassen.
Erntezeit
Anfangs Oktober war es dann soweit. Es wehte eine angenehme Brise über das Feld. Die Stimmung war euphorisch. Heute war grosser Erntetag. Der Bauer liess nicht lange auf sich warten, er kam mit seinem Traktor samt Anhänger und Gehilfen. Die herbstlich gefärbten Kürbisse wurden einer nach dem anderen aufgeladen, auch der fleckige und warzige Erwin. Es herrschte ein freudiges Durcheinander auf dem Wagen. Die Kürbisse waren ganz aus dem Häuschen.
Reges Treiben…
Die Tage vergingen. Auf dem Bauernhof herrschte eine rege Betriebsamkeit. Die Kürbisse wurden nach Sorten aufgeteilt. Die einen wurden in Harasse gelegt, andere auf Strohballen gestellt und mit dem Rest wurden Schubkarren gefüllt. Bei Erwin konnten sie sich nicht so richtig entscheiden wohin mit ihm, weil er nirgends reinpasste. Also stellten sie ihn auf ein Rundholz. Der Hofplatz wurde gefegt und mit Blumen geschmückt. Dann war es soweit. Das Hoffest konnte beginnen.
Die Leute aus der Umgebung kamen, plauderten und verweilten auf dem Fest, begutachteten und kauften die Kürbisse. Das Publikum blieb auch vor dem Holzscheit bei Erwin stehen. Sie fanden ihn zwar aussergewöhnlich, aber niemand wollte ihn. Das stimmte Erwin wirklich traurig.
Ein guter Fang
Dann an einem Mittwochnachmittag, es war bereits Ende Oktober, kam ein Junge auf den Hof und wollte noch einen Kürbis für Halloween. Peter, so hiess er, wollte den gruseligsten Halloweenkürbis von allen! Er hatte schon eine Idee, wie er ihn schnitzen wollte, sein Kürbis sollte alle an Halloween das Fürchten lehren. Peter schlenderte auf dem Hof herum und schaute sich die Kürbisse an. Keiner stach wirklich heraus, alles sahen so… langweilig aus! Wie kann man denn bitteschön ein hässliches Fratzengesicht in einen perfekten Kürbis schnitzen? Dann stand er vor Erwin. In diesem Augenblick hellte sich Peters Gesicht auf und er begann zu strahlen, denn Erwin war genau das, was er gesucht hatte. Seine Form, seine Flecken und Unebenheiten machten ihn perfekt! Der Junge wusste sofort, dass er den idealen Kürbis gefunden hatte, darum nahm er ihn vom Rundholz herunter, bezahlte ihn bei der Bauersfrau und eilte überglücklich nach Hause.
Dort angekommen, schnitzte Peter ihn sogleich hübsch gruselig und stellte zum Schluss eine Kerze hinein. Fertig war sein Halloween-Kürbis. Von seinem Schreibtisch aus in seinem Zimmer, konnte er Erwin draussen auf der Fensterbank sehen. Als nach der Schule die Nachbarsjungen zu Besuch kamen, fanden sie, dass Peter den allercoolsten, schauerlichsten Kürbis von allen hatte. Peter und Erwin erhielten viele Komplimente und die Kürbisse vor den Nachbarhäusern erblassten vor Neid, als sie das hörten.
Beleuchtet…
Am nächsten Tag war bereits Halloween, darum zündete Peter am Abend Erwins Kerze an. Im Lichtspiel sah Erwin nicht nur geisterhaft sondern auch herrlich gruselig aus!
Sie können sich's ja denken, nicht nur Peter sondern auch Erwin, der Kürbis, waren überglücklich und platzten fast vor Stolz!
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