Feierabend: Zwischen Spannung und Entspannung

Stellen Sie sich folgende Situation vor, in einem x-beliebigen Büro nach 16.00 Uhr, das Telefon klingelt, die Mitarbeiterin antwortet:

"X-beliebiges Büro AG, Feierabend"
"Was, Sie haben bereits Feierabend?"
"Nein, mein Familienname ist Feierabend."
"Ach so, da bin ich ja beruhigt!"

Was sagt uns dieser kurze Dialog? Ist die Präsenzzeit eines Mitarbeiters etwa gleich zu stellen mit oder sogar wichtiger als seine tatsächliche Leistung und Motivation?

Ausgeglichen oder doch gestresst?

Was also ist richtig Feierabend machen und wie geht das? Wie sieht’s da bei Ihnen aus, wissen Sie es? Wie erholen Sie sich nach einem langen Tag am Schreibtisch? Und wie sieht es am Tagesbeginn aus, fühlen Sie sich vital und erholt, wenn Sie morgens im Büro ankommen? Ja?! Respekt, dann gehören Sie zu einer Minderheit, die den Dreh raus hat, denn Fakt ist: In den Industrieländern ist die Zahl der Berufsleute, die unter Dauerstress und sogar Burn-Out leiden immer höher. Die Alarmglocken sollten bei jedem Einzelnen schrillen, der sich morgens bereits matt und erschöpft fühlt, sich durch den Tag kämpft und auch am Feierabend noch gestresst ist, weil im Büro noch so viel zu erledigen ist. Schnell kann sich der Stress im Büro dann über körperliche oder psychische Beschwerden zeigen. Ist dies der Fall, ist es allerallerallerhöchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, damit wir wieder ausgeglichener und relaxter durchs (Arbeits-)Leben gehen können.

Die Frage nach der Erholung während der Freizeit ist auf jeden Fall berechtigt, denn manchmal fällt es schwer, nach Feierabend nicht mehr an die Arbeit zu denken. Es fallen während des Arbeitsalltags so viele Punkte an, dass es schwierig sein kann, abends und am Wochenende komplett abzuschalten, vor allem wenn es sich um komplexe und heikle Aufgaben handelt. Sie merken also, sich entspannen will gelernt sein!

Sich tagsüber Gutes tun

Achten Sie deshalb bereits während des Arbeitstages auf Ihr Wohlbefinden! Bauen Sie bewusst Entspannungsinseln in Ihren Alltag ein – Ideen für Micropausen finden Sie hier! Verlassen Sie am Mittag zum Essen den Schreibtisch, meiden Sie Ablenkungen wie Lesen oder Jobtalk, und kauen Sie gründlich. Bevor Sie sich wieder auf die Arbeit konzentrieren, gönnen Sie sich einen kurzen Spaziergang. Die frische Luft wird Sie wieder munter machen und die Bewegung Ihren Körper begeistern.

Im Geschäft auf den Feierabend vorbereiten

Damit Sie Ihren Arbeitstag abschliessen und den Feierabend geniessen können, gibt es vorher verschiedene Punkte, die Ihnen dabei helfen können:

- Die "to do" Liste für den nächsten Tag durchgehen: Entlastet das Kurzzeitgedächtnis!

- Den Schreibtisch aufräumen: Verschafft einen guten Überblick!

- Mit den Kollegen einen kurzen Schwatz machen oder einen Feierabend-Drink geniessen: Entspannt Körper und Geist, senkt die Anspannung und somit den Pegel bestimmter Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol!

- Für hartnäckige Probleme einen "fixe-Sorgen-Zeitraum" definieren, z.B. Donnerstag von 10-11 Uhr Plan ausarbeiten: Das Hirn weiss somit Bescheid und studiert nicht immer um die Probleme und Sorgen herum! Vielleicht hilft Ihnen ja auch eine der Zeitmanagementtechniken welche hierbeschrieben sind.

Der Arbeitsweg bietet sich an für Übergangsrituale

Falls Ihr Arbeitsweg nicht zu weit ist, haben Sie den Mut und schwingen Sie sich aufs Fahrrad, so bringen Sie Ihren Kreislauf und Ihre Fitness in Schwung. Ist der Arbeitsplatz bequem mit den ÖV zu erreichen, dann können Sie ein mitreissendes Buch lesen. Gehören Sie zu denjenigen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, können Sie sich mit Musik auf den Feierabend einstimmen oder vielleicht nehmen Sie sich die Zeit und entdecken mit Freunden ein neues Lokal, wo Sie sich zum Abendessen treffen.

Zu Hause abschalten

Da gibt es eine Fülle von Ideen, die nur nützlich sind, wenn Sie die eine oder andere auch für sich umsetzen. Investieren Sie in Ihre Gesundheit, am besten gleich, fackeln Sie nicht lange, sondern probieren Sie eine oder mehrere der untenstehenden Tipps:

Do's:

- Joggen, biken, schwimmen für die Ausdauer-Typen (muss ja nicht gleich ein Triathlon werden). Tipp für den inneren Schweinehund: mit Begleitung ist die Überwindung kleiner.

- Qigong, Yoga, Tai-Chi bringen mit sanften Übungen das Ungleichgewicht wieder ins Lot.

- Meditation und Atemübungen entspannen und Sie fühlen sich danach leicht und beflügelt.

- Gartenarbeit kann ebenfalls beruhigen, Natur und Bewegung wirken entspannend.

- Widmen Sie sich der Familie und Freunden, das erweitert Herz und Horizont.

- Wenn Sie eine Lieblingsserie haben, können Sie auf dem Sofa die Seele baumeln lassen und die Dialoge Ihrer "Stars" geniessen.

- Ab unter die Dusche und danach Freizeitkleider anziehen

- Gehirn mit etwas anderem beschäftigen, z.B. was koche ich morgen, was ziehe ich am Geburtstagsfest der Oma an, usw..

Dont's:

- Büro E-Mails lesen und beruflichen Telefonate führen

- Das Diensthandy ständig an und im Blick- und Hörfeld behalten

- Zu Hause die Gespräche über die Arbeit fortführen

Sie sollten sich auf jeden Fall genügend bewegen, für Spannung und Entspannung sorgen, sich gesund ernähren und den Konsum von Fernsehen, Computer und anderen Medien zu Ihrem eigenen Wohl begrenzen. Achten Sie auch auf einen erholsamen Schlaf, damit Sie am nächsten Morgen frisch aus den Federn steigen können. Dazu finden Sie hiereinige Anregungen.

Work-Life-Balance oder Work-Life-Integration?

Der Feierabend sollte keine Fortsetzung des Berufslebens an einem andern Ort sein. Aber ist das denn für alle umsetzbar? Bei Fach- und Führungskräften im Management gestaltet sich die strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben sicher schwieriger. Neu gelte es, dies zu überdenken, sagt Neha Kirpal (aktuell in der Redaktion des McKinsey Knowledge Centre tätig). Bei Führungskräften spricht man von Work-Life-Integration, die klassische Work-Life-Balance ist passé. Laut Experteer Magazine sind Dank des technischen Fortschritts, die Grenzen zwischen Arbeit und Vergnügen sowie zwischen Zuhause und Büro fliessend, wenn nicht sogar inexistent. Die scharfe Abgrenzung zwischen dem persönlichen und dem privaten Leben ist mehr und mehr durchlässig geworden. Es gehe nicht mehr darum, so Neha Kirpal, die Arbeit in einem bestimmten Zeitrahmen fertigzustellen (z.B. innerhalb des typischen Arbeitstages von 8:00-17:00 Uhr) sondern Aufgaben zu erledigen, wenn sie erledigt werden müssen.

Die Zeiten, in denen Mitarbeiter besonders lange im Büro geblieben sind, um ihren Vorgesetzten zu zeigen wie hart sie arbeiten, sind vorbei: Leistung + Motivation ≠ Präsenzzeit!

Was meinen Sie? Wie sehen Sie die Trends: Work-Life-Balance, Work-Life-Integration oder etwa keins von beiden? Schreiben Sie uns Ihre Ansicht zu diesem Thema!

Kommentare

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder