Gesund im Büro: who cares? 1.Teil

Der Tennisellbogen von heute heisst Mausarm, das Sixpack macht dem Sitzbauch Platz. Das Arbeiten im Büro hat uns modernen Menschen fest im Griff. Ich erzähle Ihnen bestimmt nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, dass wir Büromenschen uns zu wenig bewegen und dass ebendieser Mangel an Bewegung schlecht für uns ist. Also lass ich es. Stattdessen packen wir mal so richtig an und beleuchten das, was im Gesundheitswesen am Arbeitsplatz falsch oder eben richtig läuft, welche Massnahmen Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber ergreifen sollen und wo diese Massnahmen erfolgreich umgesetzt werden können. Dies ist der erste von vier Artikeln zum Thema "Gesund im Büro: who cares?" ja – wen kümmerts denn?

Macht Büroarbeit krank?

Fangen wir damit an, was denn überhaupt falsch läuft: Das Thema Gesundheit im Büro ist unglaublich vielschichtig und geht weit über die oben genannten, leider nicht erfundenen Bürokrankheiten hinaus. Wir haben schon in vielen Blog Artikeln Tipps gegeben, wie wir unseren Büroalltag gesünder gestalten können, doch hört es beim Arbeitnehmer nicht auf, denn:

Der Arbeitgeber ist von Gesetzes wegen verpflichtet, alles zu vermeiden, was die Gesundheit seiner Mitarbeitenden gefährden könnte.

Das klingt jetzt aufs Büro angewandt irgendwie lustig. Gefahr? Im Büro? Ja aber sicher! Nur nicht akut, sondern schleichend.

Die Krankheitssymptome der aktuellsten Schweizerischen Gesundheitsbefragung zum Thema „Arbeit und Gesundheit“ sind zahlreich: Rücken- oder Kreuzschmerzen, Energielosigkeit, Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen, um nur einige zu nennen. Doch bei den körperlichen Symptomen ist noch lange nicht Schluss. Im Schweizer Dienstleistungssektor sind gemäss derselben Studie psychische und nervliche Belastungen deutlich weiter verbreitet sind als physische. Die Anzahl von Erwerbstätigen in der Schweiz, die über psychische Belastungen klagen, ist mit 41% inzwischen fast doppelt so hoch ist wie die Zahl jener, die körperliche Belastungen beklagen (23%). Stress und Zeitdruck hätten zugenommen, die gegenseitige Unterstützung am Arbeitsplatz schwinde, heisst es weiter in der Umfrage.

Werden wir etwa krank wegen dem Büro? Das wäre die einfachste aller Schlussfolgerungen, dann könnte ich Ihnen jetzt noch kurz empfehlen, sich einen Sitz-/Stehtisch zuzulegen und ein klärendes Gespräch mit dem Team und dem Chef zu führen und dann wären wir alle wieder glücklich.

„Die Arbeitsbedingungen sind gut, wenn durch den Arbeitgeber alle notwendigen und angemessenen Anordnungen und Massnahmen hinsichtlich Ergonomie und Gesundheitsschutz getroffen worden sind.“

Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz

Lieber Arbeitgeber…

Mit dem Schutz vor Gefährdung allein ist es längst nicht getan. Ebenso reicht es nicht, wenn der Arbeitgeber seinen Leuten einen Früchtekorb hinstellt und einmal die Woche eine Masseurin ins Büro holt. In Zeiten der Fachkräfteknappheit ist Employer Branding längst mehr als ein hübsches HR Projekt. Es geht um die Wurst, denn als Arbeitgeber will ich nicht nur die besten Talente anziehen, ich will sie auch halten können. Dies erreiche ich indem ich Anreize schaffe, die über ein Firmenauto und 6 Wochen Urlaub hinausgehen. Diese Anreize sollten abdecken, was immer mehr Arbeitnehmer sich wünschen. Die in den Medien scheinbar omnipräsenten Generationen Y und Z wollen nämlich genau das: das Leben geniessen, flexibel sein und auf ihre Gesundheit achten. Arbeitszeit ist Lebenszeit. Wenn wir also das Thema „Arbeit und Gesundheit“ als Teilbereich in unserer Employer Branding Strategie haben möchten (und das sollten wir!), müssen wir uns auf drei Ebenen konzentrieren:

1. Gesundheitszustand der Mitarbeitenden
2. Arbeitsbedingungen im Büro
3. Arbeitszufriedenheit und körperliche Aktivität

Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit: 3 Ebenen

Diese drei Ebenen schauen wir uns in den nächsten Artikeln an.

 „Ja Moment mal“, wird jetzt mancher Arbeitnehmer klagen, „mein Gesundheitszustand geht ja wohl niemanden etwas an!“ Dazu mehr im nächsten Blogartikel.

„Ja Moment mal“, wird jetzt mancher Arbeitgeber schimpfen, „wir bieten unseren Mitarbeitenden doch schon so vieles, wir betreiben schliesslich BGM!“ (Anm. d. Red.: BGM = Betriebliches Gesundheitsmanagement, siehe auch oben, Früchtekorb und Masseurin…)

Schön. Gehen wir hier mal etwas tiefer…

Verhalten vs. Verhältnisse

Obstkörbe, Gruppenfitness, Gesundheitswochen… so manches muss der gemeine Büromensch im Rahmen gut gemeinter, jedoch mangelhaft durchdachter BGM Wochen über sich ergehen lassen. Doch bringen solche Aktionen wirklich mehr Gesundheit in den Büroalltag? Ich bezweifle es. Lassen Sie mich an dieser Stelle jedoch sagen: Betriebliches Gesundheitsmanagement ist ein wertvolles und wichtiges Instrument, um die Verhältnisse für alle gesundheitsgerechter zu gestalten. Durch die Systematik, die hinter einem professionell geführten BGM Konzept steckt, werden zudem Mitarbeitende zu gesundheitsförderndem Verhalten motiviert. Und genau darin liegt die Kunst. Wer bedient sich von den gesponserten Obstkörben, wer macht mit beim Gruppenfitness, wer nimmt aktiv teil an den Gesundheitswochen…? Es sind ebenjene, die sowieso schon einen bewussten Umgang mit ihrer Gesundheit pflegen. Und wo bleiben die notorischen Couch Potatoes? (Tipp: Schauen Sie mal auf dem Sofa nach…).

Genau das ist es, worum es in der Gesundheitsdiskussion schlussendlich geht, nämlich das Optimieren von Verhalten und Verhältnissen. Auf der einen Seite haben wir den Arbeitnehmer, der sich mehr oder weniger gesundheitsfördernd verhalten kann, auf der anderen Seiten den Arbeitgeber, der entsprechende Verhältnisse schaffen kann. Betriebliches Gesundheitsmanagement muss sich mit beiden Seiten befassen und lässt sich nicht so nebenbei einführen. Um wirklich zu funktionieren, braucht es eine Strategie und den Rückhalt der obersten Führungsebene.

Was wir brauchen, ist eine gesunde Mischung aus beidem. Verhalten und Verhältnisse müssen im Einklang sein. Wie schaffen wir das? Was meinen Sie dazu?

Sie lesen bald wieder von mir zum Thema "Gesundheit im Büro – who cares? Teil 2 – Gesundheitszustand der Mitarbeitenden".

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