Sitzen oder nicht sitzen: das ist hier die Frage

Haben Sie gewusst, dass Sitzen für den Körper gleichbedeutend mit Entspannung ist? Wenn wir uns also hinsetzen, bekommt unser Körper das Signal, herunterzufahren. Liebe Chefs, bevor Sie Ihren Mitarbeitern jetzt die Bürostühle unterm Allerwertesten wegreissen und die Belegschaft zum Zwangsstehen verdonnern, lassen Sie uns das Thema Sitzen im Büro doch mal etwas genauer anschauen.

Tatsächlich ist es so, dass unser Körper beim Sitzen weniger Muskelarbeit leisten muss, um sich gegen die Schwerkraft zu wehren, als dies im Stehen oder gar im Gehen der Fall ist. Die Folgen sind verringerte Atemfrequenz, Herzschlag und Blutdruck. „Soweit so gut“ wird sich manch einer nun denken, aber das Krasse daran ist: WIR SITZEN DEN GANZEN TAG!

Wir stehen auf, verwandeln uns in einen präsentablen Menschen und setzen uns dann an den Küchentisch, um zu frühstücken. Auf dem Weg zur Arbeit sitzen wir im Auto oder im Zug (für die, die das Glück hatten, einen Platz zu ergattern…). Im Büro angekommen setzen wir uns erst mal an unseren Schreibtisch. Wir arbeiten den lieben langen Vormittag am Computer – sitzend. In der Mittagspause setzen wir uns ins Restaurant oder die Kantine, dann geht’s ab ins Meeting, wo wir – Sie haben es erraten! – die nächsten zwei Stunden sitzen. Zurück am Arbeitsplatz setzen wir uns in unseren Bürostuhl und erledigen den restlichen Papierkram. Wir fahren zurück nach Hause (sitzend) und machen uns etwas zu Essen. Am Esstisch sitzen wir dann und geniessen unser Abendessen, bevor wir uns dann gemütlich aufs Sofa setzen, um dem Fernseher noch ein Stündchen unserer Zeit zu schenken. Ja, wir sitzen wirklich viel. Wir sitzen tatsächlich den ganzen Tag.

Wie wär’s mit einem kleinen Experiment, lieber Leser? Dazu stehen Sie bitte auf!

Sind Sie aufgestanden?

Gut. Dann bleiben Sie jetzt bitte stehen.

Der Bürostuhl vorgestern, gestern und heute

Lange, lange vor unserer Zeit war der Stuhl eigentlich ein Luxusobjekt. Die Schönen und Reichen von damals – Päpste, Könige und Kaiser – thronten auf Ihnen. Der Pöbel musste sich mit dem Boden begnügen. Erst in der Renaissance wurde der Stuhl zum allgemeinen Gebrauchsobjekt. Und im Büro? In den Schreibstuben standen die fleissigen Schreiberlinge den ganzen Tag an ihren Kontoren, Sitzen war ein Privileg der Vorgesetzten. Kommt daher vielleicht der Begriff VorgeSETZTer? Oder doch eher weil er uns einfach vorgesetzt wurde? Ich sehe schon, wir schweifen ab…

Die Bürostuhlrevolution kam dann 1969 in Gang, als der Designer Rainer Bohl die verstellbare Rückenlehne in den Büro Stuhl einbaute. Das bis dahin starre Sitzmöbel wurde plötzlich dynamisch! 1980 folgte von den Designern Franck und Sauer die Synchronmechanik. Der Bürodrehstuhl, wie wir ihn heute kennen, war geboren. Wer sich heute nun ein neues Sitzmöbel anschaffen will, dem bleibt die Qual der Wahl. Wer sich mit dem Thema etwas genauer befassen will, wird von einer Flut an Anglizismen, Terminologien und Fachchinesisch überrollt, sodass auch den zähesten unter uns alles nur noch Spanisch vorkommt. Die Stuhlhersteller scheinen einander gegenseitig mit der neuesten Mechanik hier und der bedienerfreundlichsten Verstellung da übertrumpfen zu wollen, bis der Benutzer gar nicht mehr weiss, wo ihm der Kopf steht. Doch scheint sich die Bürostuhlszene nun eines Besseren zu besinnen, der neueste Trend ist nämlich „back to the roots“. Zurück zum Wesentlichen. Das sehen wir bei Stoll Giroflex, der mit seinem neuen giroflex 313 die Funktionen auf ein Minimum reduziert hat. Einfach reinsetzen, Sitzhöhe einstellen und wohlfühlen. Dasselbe ist Girsberger mit dem Camiro gelungen. Girsberger hat auch gleich noch einen drauf gelegt und mit dem g125 den guten alten Schreibtischstuhl aus Holz zurück ins Rampenlicht geholt. Aber hallo! Dieses Lifting hat sich definitiv gelohnt!

Übrigens, stehen Sie noch? Für alle, die sich inzwischen wieder hingesetzt haben: Haben Sie schon mal vom „Sitzbauch“ gehört? Dauersitzen führt zur Erschlaffung unserer Bauchmuskulatur, denn jeder Muskel, der nicht gebraucht und somit nicht trainiert wird, wird schlaff. Die Folge: unsere inneren Organe haben mehr Platz, sich hinter der schlappen Bauchdecke auszubreiten. Wer es genauer wissen will, kann hier gerne weiterlesen.

Das Zauberwort im Büro heisst „Bewegung“

Sitzen ist aber auch nicht per se schlecht. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, beim Schreiben dieses Artikels hätte ich die ganze Zeit schön brav an meinem Stehpult gestanden. Das wäre auch nicht gut, das wird Ihnen jeder Arbeitsmediziner, Ergonome oder BGM Beauftragter bestätigen. Denn die beste Arbeitshaltung, die wirklich beste Haltung ist die folgende: die nächste! Konkret heisst das: die Bewegung macht’s!

Das klingt doch eigentlich ganz einleuchtend. Schlussendlich sind wir ein Bewegungstierchen und unser Körper ist nicht fürs Stillsitzen gemacht. Am besten machen uns das unsere Kinder vor: sie springen und hüpfen, turnen und klettern unermüdlich, den ganzen Tag. Bis sie allerspätestens in der Schule dazu gezwungen werden, stillzusitzen. Quasi der Anfang vom Ende. Arbeitsmediziner raten darum dringend zu 3-5 Haltungswechsel pro Stunde. Die SUVA hat zum Thema Bewegung im Büro folgende Empfehlung herausgegeben:

·         60 % sitzen

·         30 % stehen

·         10 % gehen

Aufruf an alle Bürostuhl-Sitzer: Dynamisch sitzen!

Auch im Sitzen können wir unseren Körper bei Laune halten. Dazu unser Tipp: lösen Sie die Arretierung der Rückenlehne und erlauben Sie Ihrem Körper den freien Flow auf Ihrem Stuhl. Durch vor- und zurückbeugen des Oberkörpers aus dem Hüftgelenk heraus – einem Stehaufmännchen gleich – verschaffen Sie Ihrem Körper schon Bewegung. Und jede Bewegung, Beugung, Drehung und Streckung des Rückens versorgt Ihre Bandscheiben mit Flüssigkeit. So bleiben sie flexibel und gesund. Wie Sie Ihren Bürostuhl richtig einstellen und worauf Sie achten müssen, erfahren Sie im nächsten Beitrag von uns!

Und, stehen Sie noch? Dann gratuliere ich herzlich!

Sie dürfen sich setzen.

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