Die JOMA Trading AG geht in die nächste Runde. Oder eben die nächste Generation. Nadja Sternik-Mäder übernimmt gemeinsam mit ihrem Mann, Till Sternik, das Familienunternehmen. Wir haben unsere neuen Chefs gleich mal in die Mangel genommen.

 

Was bedeutet es für euch die Firma des Vaters / Schwiegervaters übernehmen zu können?

Nadja Sternik-Mäder: Ich hatte nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, die JOMA zu übernehmen, und habe meine berufliche Laufbahn in der Hotellerie begonnen. Dass ich nun trotzdem hier bin, hat vor allem mit dem „Praktikum“ zu tun, das ich 2011 in der JOMA machte. Ich war zwischen zwei Jobs und mein Vater bot mir an, doch mal reinzuschnuppern. Einerseits um zu sehen, ob ich mir eine Zukunft in der JOMA vorstellen könnte. Andererseits wohl auch um herauszufinden, ob ich „was tauge“ (lacht). Mir gefiel es sehr, ich fühlte mich wohl und trat dann 2014 in die Firma ein. Kurz und knapp: es bedeutet mir sehr viel, dass mein Vater mir sein Unternehmen, das er vor 40 Jahren gegründet hat, anvertraut.

Till Sternik: Es ist definitiv eine Herausforderung, die mit grosser Verantwortung verbunden ist. Und ich freue mich, dass wir das gemeinsam machen und ich ein solches Vertrauen meines Schwiegervaters geniessen darf.

 

Ihr seid Partner, privat wie geschäftlich, und ausserdem noch Eltern. Wie schafft ihr den Spagat zwischen Familie und Job?

NS: Mit viel gegenseitiger Abstimmung und Koordination! J In der JOMA sind unsere Aufgabenbereiche klar getrennt. Zuhause macht eigentlich jeder alles.

TS: Wir müssen uns halt entsprechend organisieren, aber das klappt ganz gut. Wir haben dieselben Grundsätze und Wertvorstellungen, das macht es einfacher.

 

Was ist eurer Meinung nach der Schlüssel, Familie und Beruf zu vereinbaren?

TS: Es bedeutet sicher viel Zeit und Energie und auch Vertrauen in den anderen.

NS: Zu wissen, was man will und das Ziel vor Augen zu haben, den Sinn hinter dem zu sehen, was man macht. Und man sollte sich die Unterstützung holen, die man braucht. Ohne meine Eltern wäre es nicht so glatt gegangen die letzten Monate. Sie waren immer da für uns und haben uns unterstützt, als Eltern, Geschäftspartner und natürlich als Oma und Opa!

 

Ist es problematisch oder gar gefährlich, den Job quasi mit nach Hause zu nehmen?

NS: Ja, das ist auch unsere grösste Herausforderung. Zuhause einfach mal abzuschalten und sich anderen Dingen zu widmen. Aber unsere Tochter ist ja mehr als Grund genug, das Geschäft einfach mal Geschäft sein zu lassen.

TS: Während der letzten Monate war es sicher auch etwas viel, da wir mit der Übernahme auch viel zu tun hatten. Das wird sich aber ändern.

 

Wie schafft ihr es, abzuschalten?

TS: Durch Sport und unser Familienleben. Ich freue mich auch schon sehr auf den Sommer, wenn wir unseren grossen Garten wieder in Angriff nehmen können!

NS: Wenn ich Zeit mit unserer Tochter verbringe, dann bin ich voll und ganz bei ihr. Das gibt mir den nötigen Ausgleich.

 

Was würdet ihren anderen Nachfolgern raten?

NS: Kommunikation ist der Schlüssel! Sprecht miteinander, macht keine Annahmen darüber, was der andere denkt oder wie er sich fühlt. Gerade in der Konstellation Familie und Unternehmen ist es umso wichtiger, dass man miteinander spricht und sich austauscht. Man sollte auch immer zwischen Privat und Beruflich unterscheiden.

TS: Es ist sicher auch hilfreich, wenn man sich mit anderen austauscht, die in einer ähnlichen Situation sind. Und man sollte sich Profis dazu holen, die einen unterstützen, nicht nur was finanzielle und treuhänderische Fragen angeht. Je nach Konstellation kann es auch ratsam sein, jemanden für die „emotionale Seite“ heranzuziehen.

 

War es schwer, die Nachfolge zu regeln und seinen eigenen Stil einzubringen, ohne jemandem auf die Füsse zu treten?

NS: Das ist es immer noch! Wobei, ich hätte es mir schwieriger vorgestellt. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, die sich stark mit der JOMA identifizieren. Das und dass mein Vater sehr offen gegenüber meinen Vorschlägen war, hat es mir erleichtert – meistens jedenfalls… ;)

TS: Für mich war es wohl etwas einfacher als für meine Frau, was die emotionale Seite angeht. Ich kann die Dinge neutraler angehen, da ich „vor aussen“ komme, während meine Frau ja quasi hier aufgewachsen ist und einige Mitarbeiter seit ihrer Kindheit kennt.

 

Welches ist die grösste Veränderung, die in den letzten 20 Jahren in der Büromöbelbranche stattgefunden hat?

NS: Zum einen sicher die Bewegung, die im Büro Einzug hält, durch die höhenverstellbaren Tische. Als mein Vater vor 30 Jahren anfing, Sitz-/Stehtische zu verkaufen, glaubte niemand an seinen Erfolg. Mittlerweile zeigt die Branchenstatistik, dass jeder zweite in der Schweiz verkaufte Bürotisch höhenverstellbar ist.

Zum anderen muss man sich dessen bewusst werden, was die Digitalisierung mit dem Büro macht. Der klassische Arbeitsplatz wird dank mobiler Geräte quasi überflüssig. Das Büro muss sich neu erfinden und wird vom Arbeitsplatz zum Ort der Begegnung und der Identifikation mit dem Unternehmen. Dieser Veränderung müssen wir Büromöbler Rechnung tragen.

 

Was wird sich innerhalb der nächsten 10 Jahre in der Schweiz bei den "Büromöblern" verändern?

NS: Wer weiss, was hier noch alles geschieht! Ich denke, dass die aufkommende Dynamik die Branche noch ziemlich aufmischen und sich in dieser Hinsicht noch einiges tun wird. Themen wie flexible Arbeitsformen, Coworking und Virtual Reality werden uns sicher beschäftigen. Ich bin auch gespannt, inwiefern uns die Konkurrenz aus dem Ausland noch unter Druck setzen wird. Schliesslich sind wir in einem sehr hart umkämpften Markt. Dabei sollte es aber nicht ausschliesslich um den Preis gehen, sondern um die komplette Dienstleistung, die ein Unternehmen erbringt. So erbringen wir als Schweizer Exklusiv-Partner der Firma Leuwico sämtliche Garantieleistungen selbst und sind für unsere Kunden direkt und persönlich vor Ort.

 

Habt ihr bereits konkrete Veränderungen im Geschäft vornehmen können?

TS: 2017 haben wir uns vor allem auf interne Abläufe und Prozesse konzentriert. Wir haben einige Abläufe angepasst und ein neues Auftragsbearbeitungssystem eingeführt.

NS: 2018 feiern wir unser 40-jähriges Bestehen und das möchten wir auch nach aussen kundtun. Das haben wir auch gleich zum Anlass genommen, unsere Ausstellung komplett zu erneuern. Ein tolles Projekt, an dem wir gerade mit dem Team arbeiten!

 

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