Wie stelle ich meinen Bürostuhl richtig ein?
Sehr geehrte Damen und Herren, wie viele von Ihnen sitzen tagtäglich 8-9 Stunden auf einem Bürostuhl? Ach so viele!
Und wie viele von Ihnen haben sich die Zeit genommen, diesen mit all seinen Funktionen zu studieren und tatsächlich auf seine persönlichen Bedürfnisse einzustellen? Aha. Dachte ich es mir doch. Das schmerzt mein Wohlfühlbüroherz. Verstehen Sie mich nicht falsch, ein guter Bürostuhl ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer gesunden Büroeinrichtung, aber eben nur EIN Schritt. Der nächste, mindestens so wichtige ist die richtige Einstellung. Der Name sagt’s ja schon, denn nur mit der richtigen Einstellung zur Sache, oder eben zum Bürostuhl, sind wir auch mit einem guten Gefühl bei der Arbeit.
Darum schauen wir uns heute Ihr Sitzmöbel mit all seinen Funktionen mal genauer an.
Das wichtigste aber gleich noch vornweg: alle Büromöbel, an denen Sie direkt arbeiten – also Schreibtisch und Bürostuhl – sollten sich dem Benutzer (Ihnen!) anpassen, nicht umgekehrt. Genauso wie ein Schreibtisch höhenverstellbar oder zumindest höhenEINstellbar im Bereich von ca. 20 cm sein sollte, muss der Bürodrehstuhl sich seinem Besitzer in Sitzhöhe, Sitztiefe etc. anpassen.
Die Sitzhöhe richtig einstellen
Stellen Sie die Höhe der Sitzfläche so ein, dass das Becken und Ihre Knie einen Winkel von 90-100 Grad bilden und beide Füsse komplett den Boden berühren. Dieser leicht geöffnete Sitzwinkel wird auch von Arbeitsmedizinern empfohlen. Wenn Sie nun so sitzen, und Ihre Arme auf der Schreibtischplatte ablegen, sollten Ihre Ober- und Unterarme einen rechten Winkel bilden. Ist dies nicht der Fall, ist Ihr Schreibtisch zu hoch oder zu tief eingestellt. Stellen Sie also die Höhe Ihres Schreibtisches auf Ihre optimale Sitzposition ein. Sollte der Tisch generell zu hoch sein für Sie, kann eventuell eine Fussstütze Abhilfe schaffen.
Die Sitztiefe beim Bürostuhl
Mit der Sitztiefenfunktion stellen Sie die Länge der Sitzfläche ein. Setzen Sie sich tief in Ihren Bürostuhl, sodass Sie mit dem Rücken die Rückenlehne berühren und gerade im unteren Rückenbereich aktiv spüren. Bei der optimalen Sitztiefe bleiben Ihnen zwischen der Vorderkante des Sitzes und Ihren Kniekehlen 3-4 Fingerbreit Platz. Die Sitzfläche reicht also nicht ganz bis zur Kniekehle, sondern lässt einige Zentimeter frei. So verhindern Sie einen Blutstau in den Beinen. Blutstau? Ja genau! Im Sitzen sind Ihre Beinmuskeln nämlich quasi arbeitslos und unterstützen so Ihre Venen beim Bluttransport nicht. In Kombination mit einer zu hoch eingestellten Sitzfläche kann eine solche Dauerhaltung zu Krampfadern, Venenentzündungen oder gar Thrombosen führen.
Diskussionspunkt Rückenlehne: Wippen oder nicht wippen?
Ist die Rückenlehne an Ihrem Stuhl festgestellt oder frei beweglich? Bei vielen ist sie leider arretiert, das heisst der Rücken ist starr. Damit hat Ihr teurer Bürostuhl noch den Wert eines hübschen Küchenstuhls mit Sitzkissen. Viele Bürostühle verfügen über eine Synchron-Mechanik, das heisst, dass Sitz- und Rückenlehne neigbar sind. Sie fördern somit das dynamische Sitzverhalten, weil der Öffnungswinkel zwischen Oberschenkel und Körper sich bei jeder Bewegung verändert. Ihr Körper dankt es Ihnen. Also gleich mal Finger an den Hebel und die Arretierung lösen. Aber Vorsicht! Erst noch den nächsten Punkt lesen!
Rückenanpressdruck der Lehne: Gewichtseinstellung beim Bürostuhl
Sie können nämlich den Gegendruck der Rückenlehne gleich auch noch auf Ihr Körpergewicht einstellen. Irgendwo an Ihrem Stuhl finden Sie ein Rädchen oder eine kleine Kurbel, mit dem Sie durch fleissiges Drehen den Widerstand einstellen können. Ist der Stuhl zu leichtgängig eingestellt, „fallen“ Sie praktisch nach hinten, ist er zu schwerfällig eingestellt, tut sich nur mit grösster Anstrengung was. Ideal ist es, wenn die Rückenlehne Sie unterstützt ohne Sie nach vorn zu drücken, Sie im Stuhl aber auch nicht gleich zurückfallen wenn Sie sich etwas anlehnen. Experimentieren Sie hier ruhig etwas mit Ihrem Bürostuhl! Die richtige Einstellung ist dann gefunden, wenn Sie sich beim Sitzen wohl fühlen.
Dynamisch sitzen tut Ihrem Körper gut! Regelmässige Bewegung verändert den Druck auf die Bandscheiben und aktiviert die Rumpfmuskulatur. Und alles, was Ihre Muskulatur trägt, müssen Ihre Bandscheiben nicht (er-)tragen.
Armlehnen: ja, nein, was für welche?
Es gibt sie in allen Varianten, Formen und Ausführungen. Ob Sie ein Armlehnen-Liebhaber sind oder nicht, ist Typsache. Falls Sie einen Stuhl mit Armlehnen bevorzugen, sollten diese wenn möglich mindestens in der Höhe verstellbar sein. Stellen Sie sich die Armlehnen also so ein, dass die Schultermuskulatur entlastet wird und Ihre Ellenbogen schön auf den Flächen aufliegen. Ihre Ober- und Unterarme bilden jetzt einen rechten Winkel. Die Armlehnen sollen das Gewicht Ihrer Arme tragen, daher der sinnige Name. Wenn sie zu hoch eingestellt sind, drückt es Ihre Schultern nach oben, dann sollten Sie lieber etwas nach unten korrigieren. Weitere Extras der „3D“ oder „4D“ Armauflagen sind seitliche Verstellbarkeit (Armlehnenbreite) und Schwenkbarkeit, bei manchen lässt sich die Auflage nach hinten verrücken, damit der Be-Sitzer näher an den Schreibtisch fahren kann, ohne die Armlehnen in der Höhe verstellen zu müssen.
Die Lumbalstütze
Zugegeben, der Begriff ist etwas irreführend, denn gestützt wird hier im Grunde gar nichts. Unsere Wirbelsäule hat eine leichte S-Form. Im unteren Bereich des Rückenlehnenpolsters unterstützt eine Lumbal- oder Lordosenstütze diese natürliche Form der Wirbelsäule. Sie können einfach überprüfen, ob Ihr Bürodrehstuhl eine solche Lumbalstütze hat, indem Sie mit der Hand über die Rückenlehne streichen. Eine leichte Wölbung der Rückenlehne etwas oberhalb der Hüfthöhe deutet darauf hin, dass Ihr Bürostuhl mit solch einer Stütze ausgestattet ist. Eine Lumbalstütze sollte wenn möglich höhenverstellbar sein. Diese Anpassung in der Höhe kann entweder an der Stütze selbst oder durch Verstellen der gesamten Rückenlehne erreicht werden. Falls sich die Lumbalstütze auch noch in der Tiefe verstellen lässt, ist Ihr Bürostuhl wirklich optimal ausgestattet.
Höhe der Rückenlehne
Auch die Rückenlehne Ihres Bürostuhls ist in den meisten Fällen in der Höhe verstellbar. Richtig eingestellt ist sie dann, wenn sich die Lumbalstütze (siehe oben) im Bereich des Beckenkammes befindet. Oftmals werden die Rückenlehnen zu hoch eingestellt, weil dies dem Benutzer anfänglich bequemer erscheint. Probieren Sie ruhig für sich ein paar Tage aus, in welcher Höhe die Rückenlehne für Sie am komfortabelsten ist.
Sitzneigungswinkel
Einige Büro Stühle verfügen über eine zuschaltbare Sitzneigung, bei der die Sitzfläche nach vorne leicht abfallend eingestellt werden kann. Sinn und Zweck dahinter ist, das Becken nach vorne zu kippen und so die Wirbelsäule automatisch aufzurichten.
Kopfstütze
Was früher oft nur dem Chef zustand, wird mit den immer grösser werdenden Öffnungswinkeln der Bürostühle zum Allgemeingut. Eine Kopfstütze erlaubt eine Position zwischen Sitzen und Liegen, ohne dass die Last des Kopfes durch die Muskulatur gehalten werden muss. Ihre Bandscheiben werden es Ihnen danken…
Bedienungsanleitung
Es braucht für den einen oder anderen wohl etwas Überwindung, eine Bedienungsanleitung für einen Stuhl zu lesen, doch es lohnt sich! Lesen Sie sich ein und machen Sie sich mit den Hebeln und Knöpfen Ihres Stuhles vertraut. Dann sind Sie der Sache mit der richtigen Einstellung schon ein Stück näher und sitzen bestimmt bequemer.
Noch ein letzter Tipp: Kein Bürostuhl ist so gut, dass er regelmässige Bewegung ersetzt. Denn durch Bewegung werden unsere Bandscheiben mit den wichtigen Nährstoffen versorgt. Also nicht vergessen: ab und zu aufstehen, denn die beste Haltung ist immer die nächste!
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